Dylan Blau, aufgewachsen in Luzern, wurde praktisch über Nacht zum international gefragten Motion Designer. Bis heute schreibt er Erfolgsgeschichte in den Vereinigten Staaten. In unserem Interview verrät er uns, wie alles seinen Lauf nahm und welche Dinge er in seinem Alltag aus der Schweiz vermisst.

Durchbruch auf Social Media

Während Dylan Blau noch die Wirtschaftsmittelschule in Luzern besuchte, war die Social-Media-Plattform Vine in aller Munde. Ursprünglich als Nebenprojekt während seiner Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen gedacht, experimentierte Dylan mit Stop-Motion-Animationen, bei denen verschiedene Materialien wie Knete, Papier, Puppen und sogar Lebensmittel vor der Linse seines iPhones in Szene gesetzt und schlussendlich auf Vine freigestellt wurden. Was als Hobby begann, entwickelte sich rasch zu einem florierenden Geschäft. Das Video “Strata Paper” katapultierte seine Animationsvideos in den Mainstream, kurz darauf unterzeichnete er einen Vertrag mit Vaynermedia, eine der grössten Medienagenturen. Diese Partnerschaft verband ihn mit einigen der bekanntesten internationalen Marken wie Chevrolet, Chrysler, Rolls Royce und der Bank of America.

Zwei Jahre lang arbeitete Dylan von der Schweiz aus in einem eigens eingerichteten Stop-Motion-Atelier. Die Zeitverschiebung bereitete anfangs keine Probleme, doch im Laufe der Zeit wurde deutlich, dass es sinnvoller wäre, seine Karriere in den Vereinigten Staaten fortzusetzen und ein neues Kapitel zu beginnen. Während Dylan gespannt darauf wartete, dass die notwendigen Dokumente für das Gesuch eingereicht wurden, nutzte er die Zeit, um seine Fähigkeiten im Bereich Animation auszubauen. Adobe-Tools wie Photoshop, Illustrator, After Effects und Premiere Pro gehören zu einem traditionellen 2D-Animations-Arbeitsablauf, und Dylan wusste, dass diese Fähigkeiten ihn auf dem Arbeitsmarkt in den USA noch attraktiver machen würden.

Auswanderung in die Stadt, die niemals schläft

Anfang 2018 war es schliesslich so weit: Nachdem die erforderlichen Dokumente eingereicht waren, liess er sich in den Staaten nieder, genauer gesagt in New York. Kaum angekommen, erhielt er zwei Wochen später eine Einladung zu einem “Coffee Meeting” mit einem hochrangigen Produzenten des Medien-Konglomerats Condé Nast. Was als lockeres Treffen begann, entwickelte sich rasch zu einem Vorstellungsgespräch, bei dem Dylan die Frage gestellt wurde, ob er Interesse hätte, in der Postproduktion zu arbeiten. Seine Antwort war ein klares Ja.

Dies bedeutete allerdings auch eine neue Herausforderung für Dylan. Bisher hatte er ausschliesslich an 6-10 Sekunden langen Social Media Videos gearbeitet, nun stand er vor der Aufgabe, Videos im Bereich von 5-25 Minuten zu schneiden. Obwohl der Grossteil dieser Videos mit Realfilm-Segmenten versehen war, was den Animationsaufwand reduzierte, betrat er eine neue Welt. Eine Welt, in der er sich gut zurechtfand und darin erfolgreich war, virale Videos für Marken unterhalb von Condé Nast wie GQ, Vanity Fair, Vogue, Allure und Glamour zu verwirklichen. Sein Beitrag trug dazu bei, die Online-Präsenz dieser Marken auf YouTube spürbar zu steigern.

Während der Pandemie nutzte Dylan die zusätzliche Zeit, die er neben seiner Tätigkeit bei Condé Nast hatte, um die 3D-Animations-Technik zu meistern. Angefangen mit einigen Online-Kursen entwickelte sich dies schnell zu einer seiner Hauptdisziplinen. Nur wenige Monate später erhielt er einen Auftrag, bei dem er gebeten wurde, ein 3D-Logo zu animieren. Dieses Logo war während der Werbeunterbrechungen des Super Bowls 2021 zu sehen, einem der größten Sportereignisse in den USA. Der Wechsel zu 3D hat auch mehr Türen geöffnet, was ihn dazu veranlasste, auf Freelance umzusteigen. So ergab sich die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dem renommierten Animationsstudio Scholar, bei der er an Projekten für Marken wie Zoom, Valorant und MLB mitwirkte.

Ein Stück Zuhause

Dylan fühlt sich heute in den Staaten heimisch und hat sich schnell an den Kulturschock gewöhnt. Mit der Karriere, die er sich dort aufgebaut hat, kam auch ein Alltagsablauf, der sich eingeprägt hat. Auch wenn die Zeichen dieses Wechsels nicht offensichtlich sind, es sind die kleinen Dinge, die er vor allem von der Schweiz vermisst. Ein “Grittibänz” zum Frühstück wurde beispielsweise durch ein Käse-Ei-Sandwich von Dunkin’ ersetzt. Das schmeckt zwar immer noch, erreicht jedoch nicht ganz die Schwelle des Gewohnten. Aber die übermäßige Menge an Kaffee kommt ihm absolut entgegen.

Was ihm allerdings am meisten fehlt, sind die Berge und Seen in der Schweiz, die ihn stets zurück zur Bodenständigkeit bringen. Dylan versucht ein- bis zweimal im Jahr Zeit in der Schweiz zu verbringen. Das einzige Mal, als die Reisepläne ins Leere liefen, war während der Pandemie, als keine Flüge das Land verliessen. Dylan improvisierte, indem er für ein Jahr nach Denver, Colorado, zog, um eine Dosis Natur zu geniessen. Auch wenn die Rocky Mountains noch so beeindruckend waren, sagt er, es war nicht dasselbe.

Auch Restaurants in New York, die angeblich traditionelle Schweizer Gerichte anbieten, haben die Erwartungen nicht ganz erfüllt. In einer trendigen Wine-Bar in Greenwich Village in Manhattan war das Käse-Fondue laut Dylans Erfahrung eher mittelmässig, und Rösti wurde bereits aus dem Sortiment gestrichen. Glücklicherweise gibt es aber authentische Schweizer Küche, nur muss man ein ganzes Jahr darauf warten. Denn die 1. Augustfeier findet jedes Jahr statt (Ende Juli, zugunsten des Wochenendes), bei der sich hunderte von Schweizer in New York versammeln und in den Genuss kommen, die kulinarischen Freuden zu erleben, die sie von zu Hause gewohnt sind. An Rösti, Raclette und Fondue mangelt es dabei nicht. Zwar mag es fragwürdig sein, diese herzhaften Spezialitäten in der Augusthitze zu geniessen, aber Dylan lässt sich diese Feier nicht entgehen.

Dylan’s Zukunft in den USA

Im Moment lebt Dylan in Los Angeles, wo er weiterhin Karrieremöglichkeiten erkundet, aber seine Verbindung zur Schweiz aufrechterhält. Den Jetset-Lebensstil hat er bislang gut gemeistert und hofft, dass dieser ihn nicht davon abhält, trotz des längeren Reisewegs sich regelmäßig in der Schweiz zu zeigen. Wir wünschen unserem Luzerner weiterhin viel Erfolg in den Staaten!